RUDOLF ENGLERT
Biographie
In dem malerischen und zeichnerischen Werk von Rudolf Englert (1921-1989) kommt den Arbeiten auf Papier vorrangige Bedeutung zu. Ab 1961 schafft Rudolf Englert seine innovativen Zeichnungsserien in schwarzer Tusche, beruhend auf Punkt und Strich in zeilenartiger Anordnung. Dabei haben die Reihungen bei aller Disziplinierung einen freien, individuellen Ausdruck. Auf diesen richtungsweisenden Arbeiten baut sein weiteres Werk auf. In der Tendenz den Zero-Künstlern verwandt, sind sie von großer Eigenständigkeit, und die Kunstkritik reihte sie früh unter die führenden zeitgenössischen Positionen ein. In seinen ab 1970 entstandenen Leinwänden verbindet Englert die aus dem zeichnerischen Werk kommende Formensprache mit der in lasierenden Schichten aufgetragenen Farbe. Das Ergebnis ist der Eindruck von Leichtigkeit und suggestiver räumlicher Weite, das in den folgenden zarten Ibiza-Blättern variiert wird. Gegen 1975 werden die Kompositionen komplexer; die Vielzahl an Graphismen gewinnt Form und Gestalt durch die unregelmäßigen, durch Intervalle gekennzeichneten Reihungen und die Hell-, Dunkelabstufungen. Diese eindrucksvollen Arbeiten, in denen nun verstärkt Anklänge an Schrift und musikalische Notationen einfließen, legen die Grundlage für das Folgende. Die 1976 in der Villa Romana-Serie eingeführten horizontalen Farbstreifen bilden in Verbindung mit dem Graphischen wie im Kontrast dazu einen zusätzlichen Akzent, der später wieder aufgegriffen wird.
Ohne ihre Grundlagen aufzugeben findet gegenüber diesen reich angelegten Blättern seit 1976 verstärkt eine Reduktion zugunsten der Schlaufenbildung statt. Ruhe und Bewegung, die gegenläufigen Impulse sind austariert. Das Motiv wird dominant in der Malerei und erschließt ihr seit 1980 über die Farbe eigene Ausdrucksmöglichkeiten, kulminierend in eindrucksvollen, auf einen Farbton hin angelegten Leinwandbildern. In der Zeichnung wird das Motiv graphisch ganz frei gehandhabt. In der Art und Dichte der Reihung, der Nuancierungen und der Rhythmisierung herrscht bei aller strukturellen Klarheit und Beruhigung in der Gesamtdisposition weiterhin großer Gestaltreichtum. In den Blättern vom Anfang der achtziger Jahre wird dieses Vorgehen als Variation des Prinzips des Ähnlichen vorangetrieben. Damit wird der Bogen geschlagen zu den Arbeiten der frühen sechziger Jahre und das Werk in seiner prinzipiellen Ausrichtung verklammert und in seiner Geschlossenheit greifbar.